Der Anteil des E-Commerce hat in den letzten 15 Jahren laut HDE-Zahlenspiegel um mehr als 50 Prozent zugenommen und steigt auch noch weiter an.
Wenn Retailer erfolgreich mit den neuen Formen des Wettbewerbs mithalten möchten, stehen sie vor der Aufgabe der Kundschaft durch flexible Konzepte vor Ort innovative und begeisternde Einkaufserlebnisse zu bieten, um die Bindung zu stärken. Technologie stellt in diesem Zusammenhang eine Chance dar. Zugleich sind in den vergangenen zehn Jahren Erkenntnisse aus der Hirnforschung in die Gestaltung von Handelsflächen eingeflossen und multi- sensorische Einflüsse auf Kaufentscheidungen an Bedeutsamkeit gewonnen haben: . und werden in Ladenbau und Storedesign immer wichtiger – der Handel wird mehr und mehr zu einem sogenannten „dritten Ort“.
Ein „Third Place“ ist ein Ort, der weder der Arbeitsstätte noch dem Wohnort entspricht. Er ist ein neutraler Treffpunkt, an dem Menschen zusammenkommen, um sich zu begegnen, zu entspannen, zu lernen oder zu arbeiten. Dritte Orte sind in der Regel öffentlich zugänglich und können Cafés, Bars, Bibliotheken, Coworking-Spaces oder auch Retail-Flächen sein. Sie wollen häufig eine Wohlfühlatmosphäre bieten und dienen dazu, neue Kontexte zu schaffen und Kaufentscheidungen zu erleichtern.
So hat Lena Moos, Inhaberin des Düsseldorfer Brautmodengeschäfts Lemoos, ein Store-Konzept aufgesetzt, das ihren Laden zu einem Ort des Miteinanders hat gemacht: Das Herzstück des 300 qm großen Showrooms auf zwei Etagen bildet der Anprobe Bereich, der mit einem glamourösen Catwalk aufwartet zum Präsentieren Freund: innen und Familienangehörigen die ausgewählten Kleider. Sobald eine Braut ihre Entscheidung getroffen hat, kann sie einen roten But ton am Laufsteg betätigen. Es ertönt Musik, ein Spiegel öffnet sich und gibt eine Sektbar frei – es darf gemeinsam gefeiert werden, ein „Third Place“ ist entstanden.
In Lena Moos‘ Geschäftsidee ist das Offline- Einkaufserlebnis mit dem Online-Angebot gemixt und verzahnt. Im stationären Geschäft sollen sich die Kund:innen und ihre Begleitungen wohlfühlen, genügend Privatsphäre für Emotionen haben und es gibt ein Selfiepoint zum Posieren neben dem künftigen Kleid und Bilder in Social Media zu posten.
Auch die drei Concept Stores von „Fräulein Mode und Wohnen“ in Kempen, Meerbusch und Ratingen sind Beispiele für dritte Orte, an denen digitale und physische Verkaufskanäle miteinander verknüpft werden. Bei beiden Store-Konzepten fällt auf, dass sich die Emotionalisierung des Ortes online widerspiegelt, beide Welten zusammen wachsen und positiv auf die jeweils andere abstrahlen. Studien haben gezeigt, dass in der Customer Journey der Informationsbedarf hoch angesiedelt ist. Aber … wer eine Symbiose zwischen Online, Offline und dem „dritten Ort“ erschafft, können Sie mehr Kund:innen für sich begeistern. Bild: Lemoos